Markus Jäger & ONUK

Markus Jäger & ONUK

Karlsruhe im „Dörfle“. Es ist Sonntag. Und BEMERKT+GESEHEN sagen sich: runter vom Sofa und raus in die schöne weite Welt! Zwei Künstler, Markus Jäger und ONUK, zeigen uns mit ihrer Kunst einen Teil unserer Welt, den viele von uns gar nicht so schön finden: das achtlos Weggeschmissene. Doch in ihrer laufenden Ausstellung im Bezirksverband Bildender Künstlerinnen und Künstler wird das Hässliche schön gemacht.

Warum muss eigentlich immer alles schön sein? Was heißt überhaupt „schön“? Warum wühlen Markus und ONUK, der eigentlich Bernhard heißt, im Müll und fotografieren jedes einzelne fortgeschmissene Teil so aufwändig und damit aufwertend, um es in großen Kreisstrukturen anzuordnen? Wieso wirkt ein weggeschmissenes Blechteil, so dargestellt, schön auf mich? Was wollen Markus und Bernhard damit bezwecken?

Bernhard erklärt es mir. „Diese Kreisstrukturen wirken schön auf dich – ja, das beabsichtigen wir auch. Natürlich wollen wir den Hinweis auf Abfall ästhetisch gestalten. Tatsächlich aber deuten diese Kreise auf riesige Strudel in unseren Weltmeeren hin, in denen Unmengen an Plastikmüll zirkulieren. Meerestiere fressen die und verenden daran. Und die Ursache von allem ist der achtlose Umgang mit Ressourcen, mit Alltagsgegenständen, die wir bewusst gar nicht mehr wahrnehmen.“

Es gibt in der Ausstellung noch mehr zu sehen. Im oberen Stockwerk nämlich hängen kleine Arbeiten von Markus. Sie sehen aus, als wären sie vorher mal was anderes gewesen – bevor Markus sich an ihnen zu schaffen gemacht hat. Und tatsächlich: die meisten dieser Werke sind in jahrelanger Handarbeit entstanden. Zum Beispiel eins von 2009-2016. Was sagt das nun aus? Markus gibt eine interessante Antwort. Er sagt: „Naja, man verändert sich ja als Künstler auch. Und das bringt man dann in seine Werke ein. Das war schon immer so. Kunstwerke sind genaugenommen nie wirklich fertig. Außer: man verkauft sie.“

Damit Kunst weiter gemacht werden kann, muss sie auch verkauft werden. Aber sie muss auch verstanden werden wollen. Das heißt: man muss sich als Betrachter auch mit den Bildern auseinandersetzen. Das tun wir dann, als wir wieder ins Erdgeschoss des Bezirksverband Bildender Künstlerinnen und Künstler zurückgehen. Wir sehen Leute, die ganz nah an Markus und Bernhards Bilder rangehen, sie entdecken wollen. Manche hören wir sagen: „Ich könnte das auch.“ Gut! denke ich. Dann wäre ja unsere Welt gerettet, wenn wir alle mehr Kunst machen würden.

Bernhard erklärt mir jetzt seine Bilder. Ich bin erstaunt darüber, wie er auf meine Fragen eingeht. Schließlich ist ONUK ja ein bekannter Fotograf und Künstler in Karlsruhe, und wer bin ich? Nach einem Lächeln und einem alle Scham entwaffnenden Hinweis auf die – nur heute! – anfallende Vergnügungssteuer traue ich mich. Und sage ihm, dass ich finde, dass man auf seinen Fotografien die Zeit sehen kann, dass er sie gewissermaßen eingefangen hat. Er sagt mir, dass er das gut findet, dass ich das sehe. Er will aber noch mehr: er will in den Momentaufnahmen (hier: von Parkhaus-Einfahrten) den Fluss der Zeit zeigen, das Ein- und Ausgehen der Menschen, auch die Präsenz der vielen Autos und Menschen, die man auf dem Foto nicht sieht, aber doch weiß: sie sind ja da.

Unser Eindruck: Kunst mag viel sein – aber sie ist am schönsten, wenn man sie zusammen machen kann.


Laufende Ausstellung:
www.bbk-karlsruhe.de/jaeger-onuk

www.mj-konzept.de
www.onuk.de
www.recycling-world.eu


Text: Mayra Scheffel
Fotos: Arno Kohlem

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