Die Tasse mit Pfiff

BEMERKT+GESEHEN ist am Kronenplatz unterwegs – und bekommt Hunger. Wie wär’s denn mal mit richtiger Hausmannskost zu kleinem Preis? Gar nicht so schwer zu bekommen, wenn man weiß, wo. Der Geheimtipp: Tasse mit Pfiff.

Wir gehen am EDEKA vorbei und biegen rechts in die Waldhornstraße ein. Dort ist die „Tasse mit Pfiff“, geführt von Marie Polzer. Das Karlsruher Urgestein versteht es, gutes Essen zu einem Erlebnis zu machen. Möchte man als Neuling sein Essen direkt nach Empfang bezahlen, so verkündet Marie Polzer resolut: „Ihr Geld könne se stecke lasse: erscht schaffe, dann zahle.“

Freundlich geführt

Marie Polzer behandelt ihre Kunden freundlich, aber mit klaren Ansagen. Sobald sich eine lange Schlange bis auf die Straße hinaus bildet, teilt Marie kurzerhand nach Suppe 1, 2 oder 3 ein, und so kommt jeder schneller zu seiner Suppe. Marie Polzer versteht es, Menschen zu führen, war sie doch jahrelang bei der Firma Schwarzkopf in leitender Position beschäftigt. Was für sie nun völlig normal ist, das empfinden die Gäste des kleinen Lokals mit Stehtischen und Gartentapete als lustige Abwechslung in ihrem beruflichen Alltag. Büroangestellte wie auch KIT-Mitarbeiter kommen regelmäßig in die Tasse mit Pfiff, weil es in der näheren Umgebung nichts vergleichbar Gesundes gibt. Außerdem hat man immer was zu lachen. Marie Polzers Lokal gilt mittlerweile als Geheimtipp.

Die Speisekarte

Neben Rohkostsalat, Schnitzel mit Brot, selbstgebackenen Kuchen und dem weltbesten Milchreis mit in Zimt und Zucker getränktem Apfelmus als Klacks stehen immer drei verschiedene Suppen zur Auswahl: Suppe 1 ist „deftig und kräftig“ und kann mit einer Fleischbeilage kombiniert werden. Alle Fleischesser und Vegetarier kommen hier auf ihre Kosten. Suppe 2 ist für die „Kranken und Schlanken“: eine Suppe, die nur aus Gemüse ohne Hülsenfrüchte besteht und an Olivenöl zubereitet ist – eine Suppe also auch für Veganer. Suppe 3 ist eine Cremesuppe bestehend aus püriertem Gemüse an Sahne und verfeinert mit Gewürzen. Alle Suppenrezepte hat Marie Polzer bei Freunden und Verwandten, aber auch auf den früheren Geschäftsreisen entdeckt und verfeinert. Kochen ist für sie ein ästhetischer Genuss. „Ich bin vom Sternzeichen Stier, das sind die Genießer!“

Gut Kochen will gelernt sein!

Marie Polzer lässt sich immer etwas einfallen. Darum kann man bei ihr eben nicht nur essen, sondern sich auch darüber informieren, wie sich so eine Suppe eigentlich zusammensetzt. Darüber kann man sich beim Warten auf seine Suppe durch Aushänge an den Wänden informieren und erfährt, was Mangold ist oder wie eine Pastinake aussieht und welche Wirkung beide auf den Organismus haben können. Gemüse ist nämlich nicht nur Gemüse, sondern hat auch heilsame Kräfte. Und leicht verdaulich ist Suppe allemal.
Also: Wer Suppe isst, tut sich Gutes.