Kinemathek

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BEMERKT+GESEHEN wollen mal wieder einen richtig guten Film sehen – aber keinen Mainstream, sondern mal was aus fernen Ländern, in einer anderen Sprache, bitteschön unterhaltsam, aber auch mit Tiefsinn. Und das Ganze in einem ansprechenden Ambiente, am besten noch mit Einführung und Diskussion danach! Sie meinen, das geht nicht? Doch, das geht! Und zwar in der Kinemathek Karlsruhe.

Die Kinemathek Karlsruhe steht in der Tradition des französischen „cercle du cinéma“ (Film-Kreis), der von Henri Langlois und Georges Franju im Jahr 1935 gegründet wurde. Ihre Idee war es, alte Filme zu zeigen und zu archivieren, um sie vor dem Vergessen zu bewahren – denn tatsächlich werden nicht alle Filme dieser Welt aufgehoben!

Die Hüter der Zeit

Inka sowie Alfred und Michael sind für Karlsruhe berufen, besondere Filme zu zeigen, die man sonst niemals zu sehen bekäme. Sie halten die Filmgeschichte lebendig und bringen vor allem eines auf die Leinwand: einen Blick in eine andere Zeit und in andere Welten. Neben Filmen älteren Datums, die für eine bestimmte Epoche stehen, finden auch brandaktuelle Filme aus anderen Kulturkreisen regelmäßig ihren Eingang in den großen Kinosaal mit den knapp 150 gepflegten Kinositzen, die den Blick auf einen in wunderbares Blau gekleideten Raum eröffnen. Wer nach noch mehr Stil sucht, lasse seinen Blick über den goldenen Vorhang schweifen, der sich über der schmalen Bühne öffnet. Dort geben Inka, Michael oder Alfred oft eine kleine Einführung in den Film und verorten ihn in der Zeitgeschichte.

Das Werkzeug

Man ahnt bereits, dass ältere Filme häufig nicht auf einem digitalen Medium vorliegen. Tatsächlich werden hier nämlich auch Film-Klassiker im 35mm- und 16mm-Format vorgeführt, die eine authentische Bildqualität versprechen und aufgrund der sicheren Handhabung den Filmvorführern oftmals lieber sind als digitale Medien. Auch Filme anderer Formate können hier abgespielt werden. Die schweren Rollen sind keineswegs „out“ – es gibt immer noch erstaunlich viele Filmemacher und Filmemacherinnnen, die in 16 oder 35 mm drehen – solange es dieses Material noch gibt. Und natürlich gehen die Vorführer und Vorführerinnen ebenso routiniert mit digitalem Film-Material um.

Die Filme

Das anspruchsvolle Programm der drei Visionäre reicht von lateinamerikanischen, afrikanischen, asiatischen, europäischen und natürlich auch deutschen Filmen bis zu Kooperationen mit der Hochschule für Gestaltung (HfG), Amnesty International, der Büchergilde, dem Centre Culturel Franco-Allemand und der deutsch-italienischen Gesellschaft. Viele Filme sind im Original mit Untertitel zu sehen, um das Filmerlebnis so realitätsgetreu wie möglich zu gestalten. Manche Filmemacher stellen ihre Filme gleich persönlich vor und ermöglichen eine Diskussion mit dem Publikum. Und das ist Inka, Michael und Alfred besonders wichtig: die Gesprächskultur zu fördern. Der kann man nach dem Kino im Café 9bar frönen und so Filmgeschichte lebendig halten.

Unser Eindruck:

Ein Muss für Zeitreisende und alle, die gern über ihren eigenen Tellerrand gucken!



Kinemathek Karlsruhe – Studio 3

Kaiserpassage 6

kinemathek-karlsruhe.de
Telefon 0721 83185300

Programm



Text: Mayra Scheffel
Foto: Arno Kohlem

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